Erlebnispädagogik

Zertifikatskurs Erlebnispädagogik an der ASH Berlin 2024/25

 

Berufsbegleitender Zertifikatskurs Erlebnispädagogik, neuer Kursstart N.12 im Mai 2024,

Dipl. Pädagogin Susanne Töpfer (Kursleitung)

Prof. Dr. Hedwig Griesehop (wissenschaftliche Leitung, ASH Berlin)

 

Mehr unter https://www.ash-berlin.eu/weiterbildung/zentrum-fuer-weiterbildung/kurssuche/einzelansicht-kurs/?atyp=zk&uid=346

Leitidee 

Erlebnispädagogik (EP) besitzt das Potenzial, Menschen neugierig zu machen, Wagnisse einzugehen, Kontakte zu fördern, bio-psycho-soziale Herausforderungen zu bestehen, Handlungsstrategien zur Lösung von Problemen zu finden und nicht zuletzt eigene Grenzen auszutesten und im besten Fall Freude am eigenen Erleben im Gruppengefüge zu unterstützen. Kurzum: Erlebnispädagogik stellt eine anspruchsvolle handlungsorientierte Methode dar, bei der individuelle und gruppenbezogene Lernprozesse durch erlebnispädagogische Aktivitäten im Vordergrund stehen. Kein leichtes Unterfangen! Die Bandbreite der Möglichkeiten reicht von Erlebnissen auf dem Wasser (Kanufahren, Floßbau), Erlebnisse in der Höhe (Klettern), Erlebnisse in der Natur (Orientierung mit Karte und Kompass), Erlebnisse in urbanen Räumen (City Bound), um nur einige Beispiele zu nennen.

Um als Erlebnispädagogin/Erlebnispädagoge professionell tätig sein zu können, werden Grundlagenwissen, fachliche Kompetenzen und nicht zuletzt eine Vielzahl an selbsterprobten erlebnispädagogischen Ansätzen benötigt. Im Zertifikatskurs wird darauf fokussiert, dass die Teilnehmer*innen EP in unterschiedlichen Arbeitsfeldern, Situationen und Räumen gewinnbringend anwenden können und imstande sind, individuelle und gruppenbezogene Lernprozesse zu begleiten. Dazu bedarf es eigener Erfahrungen im Feld. Der Zertifikatskurs basiert u.a. darauf, dass die Teilnehmer*innen erlebnispädagogische Ansätze handlungspraktisch kennenlernen, um u.a. dadurch die notwendige erfahrungsbasierte Sensibilisierung für die Erlebnispädagogik zu erlangen, die es braucht, um selbst für den eigenen Arbeitszusammenhang ein zielgruppenspezifisches erlebnispädagogisches Konzept zu erstellen und in die Praxis zu transferieren. Dazu dient ein durchgeführtes Praxisprojekt, das mindestens einen Umfang von 8 Stunden umfassen muss.

Der Zertifikatskurs orientiert sich an den Qualitätsstandards des Bundesverbandes für Individual – und Erlebnispädagogik und findet in Kooperation mit der Kurzzeithelden gGmbH (Berlin) statt.

Seit Mai 2018 ist es möglich, die Titel Erlebnispädagoge (be) ® bzw. Erlebnispädagogin (be) ® zu beantragen und in das Berufsregister des Bundesverbandes Individual- und Erlebnispädagogik e.V. eingetragen zu werden. Diese Ausbildung ist dafür eine sehr wichtige Voraussetzung

Lernziele und Kompetenzerwerb

Die Teilnehmer*innen verfügen am Ende des Zertifikatskurses über Kompetenzen zu folgenden Schwerpunkten:

  • vertieftes Wissen zum gruppenbezogenen und handlungsorientierten Bildungsansatz der Erlebnispädagogik
  • Wissen sowohl bezogen auf aktuelle Konzepte und Ansätze als auch auf die historischen Wurzeln der Erlebnispädagogik
  • Wissen über unterschiedliche Lerntheorien, Wirkungsmodelle sowie Kommunikationsmodelle und die TN können diese auf praktische Gestaltungsprozesse erlebnispädagogischer Aktionen (Programme) beziehen und zur Prozessanalyse nutzen
  • Fachwissen zur Erlebnispädagogik als handlungsorientierter Ansatz u.a. in pädagogischen Settings, im Management und Teamstrukturen
  • Kenntnisse bezogen auf die Reichweite erlebnispädagogischer Konzepte zur Lösung gruppendynamischer Konflikte, zur Teambildung sowie Resilienz-Förderung
  • Kenntnisse relevanter rechtlicher und versicherungsrechtlicher Grundlagen im Handlungsfeld
  • Kenntnisse zu Risiko-, Sicherheits-, Notfall- und Krisenmanagement im Kontext erlebnispädagogischer Praxis
  • Kompetenzen erlebnispädagogische Programme zu entwerfen und diese praxisbezogenen zu didaktisch/methodischen Konzepten zielgruppenorientiert zu gestalten und auszuwerten
  • Kompetenzen im Bereich der Moderations-, Gesprächsführungs-, Präsentations-, Reflexions- und Transfermethoden in erlebnispädagogischen Lernsituationen
  • Kompetenzen im Umgang mit Konflikten und Widerständen in Lernsituationen und diese als Lerngelegenheiten der Personen und der Gruppe nutzen
  • vertiefte Kenntnisse eigener Fähigkeiten respektive Grenzen und (selbst)reflexiv diese angemessen in die Gestaltung der erlebnispädagogischen Programme einbringen
  • Kenntnisse unterschiedlicher Natursportarten und ihrer Sicherheitsaspekte wie Kanu, Floßbau, Geocaching, Umgang mit Karte und Kompass, Top-Rope-Klettern und Bogenschießen, u.a.

 

Weitere Seminare und Fortbildungen zur Erlebnispädagogik auf Anfrage!

Das Besondere an der Erlebnispädagogik ist, dass sie sich das Erlebnis zunutze macht und das Lernen sich dabei in einem Prozess vollzieht, der mit aktivem Erleben beginnt.

Die Erlebnispädagogik steuert den Prozess zwischen Aktion und Reflexion, der bewussten Auseinandersetzung mit den Reizen der Umwelt. Die Teilnehmer*innen erleben sich und ihre Reaktionsmuster und können neue Verhaltensweisen ausprobieren und trainieren. Durch das Bewältigen von nicht alltäglichen Ereignissen werden persönliche und soziale Kompetenzen trainiert.

Kurt Hahn, der Gründervater der Erlebnispädagogik, bezeichnete die daraus resultierende Reife und Entfaltung der Potentiale als „Outward Bound“ – ein Begriff aus dem seemännischen, der ein zum Auslaufen bereites Schiff kennzeichnet; frei übersetzt: gerüstet sein für das Leben.Beim Lernen mit „Herz, Kopf und Hand“ (Pestalozzi) werden Erlebnis, Erfahrung, Abenteuer, Emotion und Reflexion produktiv miteinander verbunden.

In handlungsorientierten Herausforderungen, die die Erlebnispädagog*innen gestalten, werden individuelle und gruppenbezogene Erlebnisse und Handlungsweisen gegenwärtig und setzen durch vielfältige Reflexionsmethoden Lernprozesse in persönlichen Lebenssituationen in Gang.Da die erlebten Herausforderungen vorwiegend in Gruppensituationen bewältigt werden, stehen nicht nur persönliche Kompetenzen im Mittelpunkt, sondern auch die sozialen Kompetenzen.

Da sich unsere Gesellschaft immer mehr wandelt, muss auch die Erlebnispädagogik mit ihren Angeboten, Zielsetzungen und Inhalten auf veränderte Gesellschaftsstrukturen und Anforderungen reagieren. Diversion Management und Antidiskriminierungskonzepte gehören dabei ebenso hinzu sowie die Teilhabe an den Angebote Allen  zu ermöglichen.

Beispiel Interaktions- und Kooperationsübungen

Die Herausforderung richtet sich an die Gruppe als Ganzes. Die Teilnehmer*innen arbeiten miteinander und nicht gegeneinander. Der Erfolg wird entweder gemeinsam erreicht oder gar nicht. Da es weder Sieger noch Rangplätze gibt, hat die Kooperation einen zentralen Stellenwert.

Teamarbeit ist gefordert beim gegenseitigen Zuhören, Kompromissbereitschaft in der Entscheidungsfindung, Nutzung der Stärken und Rücksichtnahme auf mögliche Schwächen, Abstimmung bei der Durchführung von Aktionen.

Die Teilnehmer*innen sollten sich aufeinander und auf etwas Neues einlassen. Elemente von Risiko und Wagnis können dabei sein: einen eigenen Standpunkt äußern, körperliche Nähe und Berührung zulassen, Hilfe und Verantwortung für andere übernehmen, sich selbst helfen lassen.

Natursport

Als klassische Medien der Erlebnispädagogik gelten Natursportarten wie z.B. Kanu, Klettern und Wandern (Orientierungslauf, Expedition). Diese Sportarten setzen in der Gruppe ein hohes Maß an Kooperation, Vertrauen und Selbstverantwortung voraus.

Ob die Sicherung beim Klettern, das Zusammenspiel beim Kanu (Kanadier), die gegenseitige Hilfe bei Wanderungen und Expeditionen – immer handelt es sich um reale Situationen, die von den Teilnehmer*innen realen Einsatz verlangen.

Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten beim Natursport sind u.a. Mut, Vertrauen, Verantwortungsbewusstsein, Naturerleben, ökologische Bildung und Umweltschutz, Grenzerfahrung, Leistungsfähigkeit, Hilfe geben und nehmen, Gemeinschaftsgefühl, Körpergefühl und Spaß.

Auch hier ist die Einbindung aller Menschen in bestimmte Aktionsbereiche und Natursportarten eine große Herausforderung, die sich die Erlebnispädagogik und wir stellen wollen und müssen.

Daher ist es uns wichtig, nach Kenntnis der Gruppenzusammensetzung Inhalte aus zu wählen, die die Teilhabe Aller ermöglicht.

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